Position 5: Qualität braucht Ausbildung - Ausbildung braucht
Qualität
\label{position-5-qualituxe4t-braucht-ausbildung---ausbildung-braucht-qualituxe4t}
Um weiterhin eine gute Primärversorgung gewährleisten zu können, müssen
die Weichen schon in der Ausbildung gestellt werden. Qualität muss
großgeschrieben werden, die auszubildenden Allgemeinmediziner_innen
müssen ihr zukünftiges Arbeitsfeld in all seiner Vielfältigkeit und
seinem Facettenreichtum kennen lernen. Hier braucht es auch die Anerkennung der
Wichtigkeit dieses Berufes durch die Kollegenschaft im Krankenhaus. Als
zukünftige Partner_innen in der Betreuung gemeinsamer Patient_innen sollte allen Ärzt_innen die Ausbildung dieser jungen Kolleg_innen als verantwortungsvolle
Aufgabe bewusst werden - nicht zuletzt zur eigenen Arbeitsentlastung
durch verbesserte Zuweisung und Selektion.
Universitäten müssen den Studierenden durch praxisbezogene Ausbildung
früh zeigen, wie Primärversorgung mit ihren spezifischen
Herausforderungen in unterschiedlichen Settings stattfindet:
Im hausärztlichen Setting (sowohl Stadt als auch Land)
In Bereichen mit präventivmedizinischem Schwerpunkt (z.B.
Schulmedizin, Arbeitsmedizin…)
In Einrichtungen, die Randgruppen versorgen (zB Marienstüberl in Graz,
AmberMed in Wien, Aidshilfe)
Dies gilt auch für die postpromotionelle Ausbildung. Schon in der neuen Basisausbildung muss eine Rotation in den Primärversorgungsbereich möglich sein und von öffentlicher Seite finanziert werden. So können Jungmediziner_innen
noch einmal für die Allgemeinmedizin begeistert und die Primärversorgung
durch engagierte Ärzt_innen gestärkt werden.
Die postpromotionelle Ausbildung muss auf die notwendigen Kompetenzen
und möglichen Tätigkeitsprofile der Allgemeinmedizin ausgerichtet
sein \cite{wonca_europe_european_2011}.
Es müssen Rahmenbedingungen für ein konsistentes Ausbildungsprogramm
festgelegt werden. Pauschal unterschrieben Ausbildungszeugnisse ohne
echte Vermittlung der dadurch bestätigten Fähigkeiten müssen der
Vergangenheit angehören. Der oder die Hauptverantwortliche für die
Allgemeinmedizin im jeweiligen Krankenhaus sollte selbst
Allgemeinmediziner_in sein, um sich mit dem Tätigkeitsprofil
identifizieren zu können. Zusätzlich soll während der gesamten Dauer der
Spitalsrotation der Kontakt zur Primärversorgung bestehen bleiben. Dies
kann zum Beispiel durch ein Mentoring-Programm umgesetzt werden, bei dem
die Mentees regelmäßig durch ihre_n Allgemeinmedizin-Mentor_in
betreut werden.
Allgemein muss die Dauer der Lehrpraxiszeit verlängert werden. Im Moment
sind 6 Monate Lehrpraxis im Rahmen der Allgemeinmedizinausbildung
vorgesehen, die im weiteren Verlauf auf 12 Monate erhöht wird. Im
internationalen Vergleich stellen wir in diesem Bereich dennoch das
Schlusslicht dar. Unter adäquaten Bedingungen ist daher eine Angleichung
der Ausbildungszeit an jene der Sonderfächer durch Verlängerung der Lehrpraxis notwendig.