https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20836583

2. Wirkzusammenhänge zwischen den neuro-muskulo-tendinösen Kapazitäten der unteren Extremität und der sportmotorischen Leistungsfähigkeit

Vor dem Start des 100m-Sprints bringt der Athlet seine Muskeln im Startblock auf Spannung. Hier wird ähnlich wie beim Squat-Jump statisch vorgedehnt. Die Muskel-Sehnen-Einheit (MTU) wird in eine statische Vordehnung versetzt. Innerhalb der MTU, die in Fig. 1 dargestellt ist, arbeitet der Muskel (CE) konzentrisch und verlängert somit gleichzeitig die Sehne, sie wird auf Spannung gebracht. Die Energie, die dadurch im System gespeichert wird, kann beim Start zusätzlich genutzt werden um einen möglichst hohen Kraftstoß zu erzeugen (PMTU ca. 30 % > Pmuscle). Dieses Phänomen wird auch als Katapulteffekt bezeichnet. Dabei hat die Höhe der Sehnensteifigkeit einen großen Einfluss auf die Performance. Durch die Entkopplung der Muskelsehneneinheit und des Muskels generiert der Athlet günstigere Kontraktionsbedingungen hinsichtlich der Kraft-Geschwindigkeits-, Kraft-Längen- und Effizienz-Geschwindigkeits-Relation um eine hohe mechanische Leistung zu erzeugen. Fig. 2 zeigt das Verhältnis der Kraftgenerierungsfähigkeit des Muskels und seine Abhängigkeit von der momentanen Muskellänge und seiner Kontraktionsgeschwindigkeit. Dabei hat jeder Muskel individuell unterschiedliche Optima der Kraftentfaltung in der Länge und Kontraktionsgeschwindigkeit. Des Weiteren ist anzumerken, dass je größer der physiologische Querschnitt des Muskels ist, desto mehr Kraft kann dieser erzeugen, da die Anzahl aktivierbarer Muskelfasern steigt.
In der Phase der Beschleunigung beim 100m-Sprint wirkt beim schnellen Nachvorneziehens des Oberschenkels vor allem das Prinzip der Anfangskraft, mit der der horizontale Kraftstoß dann vergrößert wird. Dieser kommt dadurch zustande, dass durch die vorangegangene Ausholbewegung, die positive Bewegung bereits mit einer höheren Kraft begonnen wird. Diese Eigenschaft ist erneut dem Serienelastischen Element (SEE) und dessen Eigenschaft der Energiespeicherung & Energiefreisetzung zuzuschreiben. 
In der Phase des Geschwindigkeithaltens nutzt der Athlet mit langen Schritten den Bremsimpuls aus um durch einen Dehnungs-Verkürzung-Zyklus (DVZ) viel von dieser Energie wieder in die Beschleunigung zu stecken. Bei dem Vorgang der Energiekonservierung zeigt das SEE und die MTU einen DVZ, das CE allerdings nicht. Hauptenergiespeicher ist somit die Sehne. Die Längenänderung der Sehne ist dabei abhängig von der Steifigkeit des CE, ihrer Materialeigenschaften und der externen Last, in diesem Falle dem wirkenden Körpergewicht des Athleten. Zur Regulation der Steifigkeit der Muskulatur sind besonders die Aktivierung der Muskulatur vor Bodenkontakt (pre-activation), sowie der Dehnungsreflex entscheidend \citep{Ishikawa_2004}.
Zusätzlich zu den muskulo-tendinösen Eigenschaften spielt die nervale Innervation der unteren Extremitäten eine große Rolle hinsichtlich der sportmotorischen Leistungsfähigkeit. Ziel ist möglichst viele Muskelfasern zu aktivieren, bei gleichzeitigem Lösen neuronaler Hemmung des Antagonisten. Die Synchronisation von Motoreinheiten und die intramuskuläre Koordination, die über die Rekrutierung möglichst vieler fast-twitch-Muskelfasern und die Frequenzierung, d.h. der Intensitätsteuerung in welcher Frequenz die Nervenfasern und somit die Muskelfasern jeder motorischen Einheit entladen werden sollen, gesteuert wird, sind die entscheidenden Parameter des neuronal-motorischen Outputs.