Forschungsfrage:Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Frage, wie sich unterschiedliche Interface Varianten auf das Erinnerungsvermögen an eine Route auswirken.Hypothesen:H1: Es existiert ein Zusammenhang zwischen dem Interface und dem Erinnerungsvermögen an die Route.H0: Es existiert kein Zusammenhang zwischen dem Interface und dem Erinnerungsvermögen an die Route.Related WorkUm unsere wissenschaftliche Arbeit in einen Rahmen zu setzen müssen die folgenden Fragen geklärt werden:1. Welche Interfaces für Fußgängernavigationssysteme wurden bisher evaluiert?2. Wie wurden diese Interfaces gestaltet?3. Wie lassen sich Sketch Maps angemessen analysieren?In “Pedestrian navigation with augmented reality, voice and digital map: Results from a field study assessing performance and user experience”(Rehrl, K., Häusler, E., Leitinger, S., Bell, D., 2014) wird eine kartenbasierte Navigationshilfe, eine sprachbasierte Navigationshilfe und eine Navigationshilfe mit einem augmented reality feature verglichen. Die zu bewältigende Route befand sich im Außenbereich. In diesem Experiment wurden Effektivität, Effizienz und Zufriedenstellung der Benutzer gemessen. Kartenbasierte Navigationssysteme führten durch die gewohnte Nutzung zur größten Zufriedenstellung und zu den besten Ergebnissen. (Rehrl, K., Häusler, E., Leitinger, S., Bell, D., 2014, S. 18). Unsere Untersuchung wird ein Anschluss an diese Arbeit sein, die die Effizienz zweier Kartenbasierten Navigationshilfe weiter vertiefend untersucht und offenlegt wie sich der Abstraktheitsgrad der Karte auf das Erinnerungsvermögen an die Strecke auswirkt.In dem wissenschaftlichen Paper “I want to view it my way: Interfaces to mobile maps should adapt the user’s orientation skills” (Bienk, S., Kattenbeck, M., Ludwig, B., Müller, M., & Ohm, C, 2013)werden drei verschiedene Kartenansichten evaluiert, so wie der Sinn des Benutzers für die Richtung als zweiter unabhängiger Faktor. Die zu testende Route bei dieser Untersuchung befand sich im Außenbereich in der Regensburger Innenstadt. In der Arbeit wird das User Interface der Applikation UR-Walking, welches an der Uni Regensburg entwickelt wurde, evaluiert.Aus der Arbeit geht hervor, dass ein 2D Interface mit Vogelperspektive für Personen mit schlechterem Orientierungssinn besser geeignet ist. Ein egozentrische Sichtweise hingegen ist für Personen mit besserem Orientierungssinn geeignet. (Bienk,S. et al., 2013, S. 1-7) Diese beiden Arbeiten beantworten die erste Frage und bieten unserer Arbeit eine Grundlage und sind für die Durchführung unserer Arbeit deshalb von Relevanz.In dem Paper “Smart Graphics in Adaptive Way Descriptions” (Krueger, A., Baus, J., & Butz, A,2000) wird die Forschungsfrage behandelt, wie Grafiken für Fußgängernavigationssysteme gestaltet werden müssen, dass sie den Fußgängern in komplexen Umgebungen helfen den Weg zum Ziel zu finden. Zu Beginn werden die verschiedenen Einschränkungen durch Resourcenknappheit dargelegt und diskutiert, wie man die Wegbeschreibungen angemessen aufteilen kann. Aus diesen Ergebnissen wurde dargelegt wie man eine strukturierte Repräsentation der Wegbeschreibung plant und diese in Grafiken visualisiert. Diese Präsentationen reichen von Pfeilen und Skizzen bis hin zu komplexen 3D Animationen. Gezeigt werden die Limitierungen der verschiedenen Möglichkeiten einen Pfad zu visualisieren. Zu den Möglichkeiten gehören das Sketch-Rendering, 3D-Thumbnails, die Ego-Perspektive und die Graphische Wegbeschreibung von Pfaden in 2D(Krueger, A., Baus, J., & Butz, A, 2000, S.92 - 97). Dieses Paper beantwortet die Frage wie Interfaces für Fußgängernavigationen gestaltet werden können und zeigt die Limitierungen der jeweiligen Interfaces auf.In dem Paper “How to Design an Advanced Pedestrian Navigation System: Field Trial Results” (Stark, A., Riebeck, M., & Kawalek, J., 2007) wurden 4 verschiedene Navigationskonzepte für Fußgänger miteinander verglichen. Die zu bewältigenden Routen befanden sich im Außenbereich. Bei den verglichenen Konzepten handelte es sich um die Art der Instruktionen für den Benutzer. Es wurden auditive Instruktionen, digitale dynamische Routen, Karten mit Position und Richtung und eine rein textuelle Beschreibung miteinander verglichen. Aus den Ergebnissen resultierte, dass ein kartenbasiertes Navigationskonzept für Navigationsanforderungen in beispielsweise Städten sinnvoller als die anderen Instruktionsmöglichkeiten sind (Stark, A., Riebeck, M., & Kawalek, J., 2007, S. 1-5). Diese kartenbasierte Navigationshilfe mit textueller Beschreibung wird in unserer Untersuchung genutzt und deren Spezifikation weiter evaluiert.Bisherige wissenschaftliche Arbeiten untersuchten bereits die Hauptcharakteristiken und Basiskomponenten von Sketch maps und entwickelten verschiedene Ansätze um diese zu analysieren.Um die Frage, wie sich Sketch maps analysieren lassen zu beantworten muss zuerst geklärt werden wie Sketch Maps definiert sind und welche Information der Ersteller damit festhält. In “Cognitive Maps and Spatial Behaviour” (Downs, R. M., & Stea, D., 2011) wird eine Sketch Map als mentales Modell deklariert, welches den internen Prozess umfasst den Menschen ausführen um Information über Ihre Umwelt zu erwerben und zu Nutzen. Die Information die der Nutzer durch die kognitive Karte darstellt, ist nicht wie Information von kartographischen 2D Karten zu behandeln, die Information ist viel komplexer, abstrakter und allgemeiner (Downs, R. M., & Stea, D, 2011, S.312-315). Um die Sketch map zu analysieren, werden Schlüsselemente an die sich der Nutzer erinnern kann benötigt. In “The Image of the city” untersuchte Lynch im Jahre 1960 die räumliche und kognitive Vorstellung von Menschen von amerikanischen Städten. Er schlug 5 Schlüsselelemente vor, die er in Sketch maps von amerikanischen Städten identifiziert hat: Pfade, Ecken, Distrikte, Landmarken und Knotenpunkte (Lynch, K., 1960, S.46-83). In unserer Untersuchung reduzieren wir diese Schlüsselelemente auf unsere Bedürfnisse und untersuchen die Schlüsselelemente Wege, Ecken, Landmarken, Gebäudeteil. Des Weiteren muss bei der Analyse beachtet werden, dass kognitive Einflüsse Fehler hervorrufen können, welche sich in nicht konsistenten Maßstäben, Menge und Form widerspiegeln (Wang, J., & Schwering, A., 2015, S.33). In “Qualitative Analysis of Sketched Route Maps: Translating a Sketch into Linguistic Descriptions” (Skubic, M., Blisard, S., Bailey, C., Adams, J. A., & Matsakis, P., 2004) wurde die qualitative Analyse einer Route in Form einer Sketch map untersucht. In der Arbeit werden vier Prozessschritte beschrieben, die zu einer Übersetzung der Sketch map in linguistische Beschreibungen führen, die die essentielle Routeninformationen repräsentieren (Skubic, M. et al., 2004, S.1-7).Diese Untersuchung ist relevant für unser Vorhaben, da es die größte Annäherung an die Frage wie sich Sketch maps in Hinsicht auf unsere Untersuchung analysieren lassen, liefert.Experiment-Beschreibung mit deskriptiver Statistik:Zur Erhebung:Das Experiment wurde im Rahmen des “Vertiefungsseminar Softwareergonomie” unter Leitung von Christina Bauer durchgeführt. Zu diesem Experiment wurden 122 Personen eingeladen, wovon 61-Frauen und 61-Männer sind. Die Versuchspersonen waren im Alter von 18 bis 54 Jahren. Der Mittelwert beträgt 23,4 Jahre, der Median liegt bei 22Jahren, der Modus bei 22, die Standardabweichung,also die Streuung um den Mittwelwert beträgt 4,97Jahre.Es wurde sichergestellt, das die Testpersonen zuvor nicht am selben Experiment teilgenommen haben um gewährleisten zu können, das sie die Route nicht bereits kennen. Hinzuzufügen ist, dass es sich bei der Route um eine reine Indoor Route gehandelt hat, welche komplett auf dem Universitätscampus liegt. Die Testpersonen mussten auf Korridoren mit Türen und Treppen navigieren.Es wurde eine unabhängige Stichprobe von je 20 Testpersonen pro Interface genommen. Angelehnt an den Forschungen von Rovine M.J. & Weismann in ihrem Paper "Sketch-Map Variables as Predictors of Way-Finding Performance" wurden zwei Variablen als Repräsentanten gewählt.Als Variable für die Häufigkeit wurde die Anzahl der eingezeichneten Landmarken in den Sketch-Maps die mit dem jeweiligen UI korrespondieren gewählt. Dabei wurden sowohl Skizzierungen als auch Bezeichnungen als erkannte Landmarken gewertet.Eine Einteilung der Sketch-Maps in räumlich oder sequenziell, als dichotrome Variable für die Komplexität der Sketch-Maps. Experiment-Beschreibung:Untersucht wurden zwei unterschiedliche Interface-Varianten mithilfe einer Eye-Tracking Brille und eines Fragebogens.Interface-Variante 1: Navigationshilfe mit deskriptiver Anweisung und einer zweidimensionalen, graphischen Darstellung der Umgebung, Route und Landmarken. Bei den Landmarken handelt es sich beispielsweise um Türen, auffällige Säulen oder Treppen die auf der Route liegen.Interface-Variante 2: Navigationshilfe mit deskriptiver Anweisung und einer zweidimensionalen graphischen Darstellung der Route aber ohne graphische Darstellung der Umgebung.Die Versuchspersonen müssen von einem Startpunkt A zu einem Endpunkt B durch eine vorher definierte Route durch Nutzung der Navigationshilfe gelangen. Während der Navigation werden die Blicke der Versuchsperson durch einen Eye-Tracker aufgezeichnet. Diese Blicke werden im Nachhinein durch Mapping zu konzentrierten Punkten auf das Video gelagert.Versuchsaufbau:Alle Testpersonen mussten die selbe Route ablaufen, durch eine Testpersonen-ID wurde sichergestellt, dass die Erhebungen anonymisiert sind. Dabei haben 61-Personen mit der Interface-Variante 1 und 61-Personen mit Interface-Variante 2 gearbeitet.Während des Experiments müssen die Testpersonen mit dem jeweiligen Interface interagieren. Für die nächste Routenanweisung musste auf "Weiter" geklickt werden, gegebenenfalls auf “Zurück”, falls die jeweilige Anweisung nicht oder falsch verstanden wurde. Des Weiteren gibt es einen Button "Erkannt!", der geklickt wurde sobald eine Anweisung verstanden wurde. Wenn sich eine Testperson verlaufen hat, wurde sie zum letzten korrekten Punkt auf der Route gebracht.Jede Testperson musste vor dem Experiment einen Teil des Fragebogens beantworten. Dieser Teil beinhaltet sieben-wertige Likertskalen welche sowohl Vorkenntnisse im Umgang mit Smartphones und Fußgänger-Navigationssystemen abfragen, als auch den Orientierungssinn betrachten.Nach Abschluss der Navigation, wurde der zweite Teil des Fragebogens bearbeitet. Die Testpersonen konnten freie Angaben zur Unzufriedenheit mit dem Navigationssystem angeben und auch angeben was ihnen bei der Orientierung geholfen hat. Angaben zur Ortskenntnis und der Darstellung der Route wurden durch Sieben-wertige Likertskalen untersucht. Die Bedienbarkeit wurde durch fünf-wertige Likertskalen befragt. Darauf folgten Fragen zum Workload. Die Testpersonen mussten am Ende noch eine Sketch-Map der Route die sie gerade abgelaufen sind erstellen. Ergebnis: [Bild vom T-test ] [verhältnis sequentiell/räumlich] [visualisierung (boxplot)] Rehrl, K., Häusler, E., Leitinger, S., & Bell, D. (2014). Pedestrian navigation with augmented reality, voice and digital map: final results from an in situ field study assessing performance and user experience. Journal of Location Based Services, 8(2), 75–96. doi:10.1080/17489725.2014.946975Bienk, S., Kattenbeck, M., Ludwig, B., Müller, M., & Ohm, C. (2013). I want to view it my way. Proceedings of the 12th International Conference on Mobile and Ubiquitous Multimedia - MUM ’13, 1–9. doi:10.1145/2541831.2541841Krueger, A., Baus, J., & Butz, A. (2000). Smart graphics in adaptive way descriptions. Proceedings of the Workshop on Advanced Visual Interfaces, 92–97. doi:http://doi.acm.org/10.1145/345513.345264Stark, A., Riebeck, M., & Kawalek, J. (2007). How to Design an Advanced Pedestrian Navigation System: Field Trial Results. In 4th IEEE Workshop on Intelligent Data Acquisition and Advanced Computing Systems Technology and Applications (pp. 690–694). doi:10.1109/IDAACS.2007.4488511Downs, R. M., & Stea, D. (2011). Cognitive Maps and Spatial Behaviour: Process and Products. In The Map Reader: Theories of Mapping Practice and Cartographic Representation (pp. 312–317). doi:10.1002/9780470979587.ch41Lynch, K. (1960). The Image of the City. The M.I.T Press, 1–103. doi:10.2307/427643Skubic, M., Blisard, S., Bailey, C., Adams, J. A., & Matsakis, P. (2004). Qualitative Analysis of Sketched Route Maps: Translating a Sketch Into Linguistic Descriptions. IEEE Transactions on Systems, Man, and Cybernetics, Part B: Cybernetics, 34(2), 1275–1282. doi:10.1109/TSMCB.2003.817099Wang, J., & Schwering, A. (2015). Invariant spatial information in sketch maps for sketch map alignment. Journal of Spatial Information Science, 11(11), Under review. doi:10.5311/josis.v0i0.225